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All you need Corona-Zeiten

Leere Regale

Als ich zum ersten Mal von den angeblichen Hamsterkäufen hörte, hab ich dem nicht viel Bedeutung beigemessen. Bei unserem Überfluss an Waren würde es keinen Unterschied machen, wenn ein paar besonders besorgte Mitmenschen mehr kaufen, als sie für die kommende Woche brauchen. Zwei Tage später stand ich dann aber selbst vor den leergeräumten Mehl, Nudel-, und Klopapierregalen und verstand die Welt nicht mehr. Meines Wissens hatte es keine Warnungen vor Verknappung und auch keine Ankündigung eines Verbots von Einkäufen gegeben. Was also könnte die Menschen bewegt haben?

Ich stelle mir folgendes Szenario vor:

Die Rede von der zweiwöchigen Quarantäne zum Beispiel könnte dazu geführt haben, dass Frau K. eben noch statt einem Paket Mehl lieber zwei eingepackt hat. Gleichzeitig hat sich Familie R. erinnert, dass das häusliche Nudelregal eh nicht gut bestückt ist und hat entsprechend zugegriffen. Herr P. sieht die beiden mit Grundnahrungsmitteln gut gefüllten Einkaufswägen und geht nach telefonischer Rücksprache mit seiner Frau noch einmal durch den Markt, um das Nötige zu holen. Alle drei reden am Abend mit ihren Nachbarn über die Einkäufe, und dass man zum Glück noch alles bekommen habe. Hierdurch alarmiert machen sich die Nachbarn plus deren Bekannte am nächsten Tag auf, um ihrerseits Mehl, Nudeln und Klopapier zu kaufen, bevor…

Und damit entsteht dieser Sog, genau das zu kaufen, was knapp scheint, und ich kann mich ihm vor den fast leeren Regalen kaum entziehen. Es braucht eine ordentliche Willensanstrengung, um nur das in meinen Korb zu legen, was ich für diese Woche brauche.

Panik entsteht bekanntlich durch Verknappung, was an Aktionstagen beim Discounter besonders gut zu beobachten ist. Hier sorgt der Markt selbst durch die limitierte Bereitstellung von Waren dafür, dass die Menschen genau diese knappe Gut wollen und in den Laden strömen.

Dass wir als VerbraucherInnen durch angstgeleitetes und damit unvernünftiges Kaufverhalten selbst für die Verknappung sorgen, ist ein neues Phänomen. Aber damit liegt die Lösung auch bei uns – und das wiederum ist die gute Nachricht.

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