Im Rahmen meines deutlich verlängerten Slow Month kann ich auch einige Erfahrungen im Bereich „Slow Cooking“ machen. Immerhin leben wir zu viert unter einem Dach und das warme Mittagessen ist für alle ein zentrales Ereignis des Tages.
Um dieses zu gewährleisten braucht es außer der Zeit zum Zubereiten vor allem immer wieder eine gute Idee und die entsprechenden Zutaten (was für mich der problematische Part am Kochen ist, denn Einkaufen tue ich nicht gerne). Über die Jahre habe ich Routine am Herd entwickelt und mit unterschiedlichen Zubereitungsarten experimentiert. Eine Stunde plane ich in der Regel ein für die Zubereitung einer warmen, nährenden Mittagsmahlzeit für drei bis vier Personen.
Nun neigen regelmäßig wiederkehrende Tätigkeiten leider dazu, einem lästig zu werden und man versucht in der Folge, sie effizienter – d.h. weniger raumgreifend – zu organisieren. So ist das offensichtlich auch mit dem Kochen. Um alle am Herd Stehenden zu entlasten, hat die Ernährungsindustrie eine riesige Palette an halbfertigen, fertigen und sonstwie erledigten Produkten geschaffen. Das Aufwändigste an diesen ist der Gang zum Supermarkt, den Rest übernehmen die einschlägigen Haushaltsgeräte. Wie oft haben mir schon die Maultaschen aus dem Kühlregal oder die Pommes aus der Truhe den knappen Mittagszeitplan gerettet…
Durch den Teil-Lockdown fielen nun im November fast alle Vormittagstermine weg, die ansonsten meine Kochzeit limitiert hatten. Beste Voraussetzungen also, um die Convience-Theke zu meiden und in Muße und aller Ruhe ans Werk zu gehen. Die nicht-überraschende Erkenntnis: Für ein Gericht, bestehend aus gedämpften Kartoffeln, Grünkohl, Karotten (weil der Grünkohl nicht bei allen so gut ankommt) und Würstchen, stehe ich mindestens zwei Stunden in der Küche. Die meiste Zeit davon benötige ich für das Vorbereiten des Gemüses, das direkt vom Acker kommt.
Nach einigen solcher umfangreichen Kocherlebnisse stehen unangenehme Fragen im Raum: Warum kommt mir mein Slow Cooking – trotz des fancy Namens – so banal vor? Wo bleibt die Euphorie, wie man sie von diversen Koch-Shows kennt?
Weil sich das Schälen und Schnibbeln einfach nicht wie Kochen anfühlt! Weil zum Kochen das Feuer gehört – wenn schon nicht vom Grill, dann doch am Herd – und alles davor (und danach) schnell lästig wird. Mir jedenfalls.
Natürlich hab ich es mit achtsamem Kartoffelschälen versucht und liebevollem Grünkohlwaschen. Und wenn ich das Zubereiten der Nahrung als etwas Bedeutendes und Zentrales für unser Wohlergehen verstehe, dann müsste es doch gelingen, in aller Ruhe die Zwiebeln zu schneiden.
Müsste… Gelingt aber nicht so oft, wie ich es mir für mein entschleunigtes Kochen und überhaupt wünschen würde. Ob es anders wäre, wenn ich keine bequemen Alternativen hätte? Wenn all die Handgriffe unvermeidlich wären? Wie früher, als ich selbst noch jeden Tag mit bekocht wurde.
Da muss ich mal meine Mutter fragen. Sie ist die wahre Meisterin des Slow Cooking. Am besten schaue ich mal wieder zu, wie sie Petersilie behandelt – vom Beet bis zur Zierde der Suppe. Dann werde ich einmal mehr erkennen, was hier möglich ist und wie weit mein Weg noch ist.