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Slow Month system(ir)relevant

Slow Contact

So ist das, wenn man versucht, ein durchgehendes Motto zu generieren: Man landet bei Merkwürdigkeiten wie einem „Slow Contact“…

Will sagen, ich schreibe Briefe statt Signal- oder Telegram-Nachrichten. Natürlich nicht, wenn’s um die Frage nach dem Abendessen oder um eine Terminabsprache geht. Aber wenn ich einer guten Freundin erzählen will, was gerade bei mir so läuft oder eben nicht läuft, habe ich in den letzten Jahren doch eher zur Tastatur und schließlich zum mobilen Endgerät gegriffen als zu Stift und Briefpapier. Wirklich schnell bin ich ja nicht beim Tippen, aber die Zustellung des Geschriebenen passiert halt ohne jeglichen Verzug und vermittelt damit den Eindruck einer fast direkten Kommunikation. Ich schreibe, drücke auf „send“, und schon muss mein Gegenüber entscheiden, ob und wann er/sie meine Nachricht lesen will.

Zwei Briefe habe ich heute geschrieben, und so langsam lässt der Krampf im Handgelenk nach. Hier ist sie also wieder: Die prophezeite Kraftanstrengung dieses zu entschleunigenden Monats!

Etwas fremd fühlt es sich noch an, mithilfe von Tinte und Füllfeder Gedanken als Worte auf ein DIN A4 Papier zu bringen, die man nicht mehr im Nachhinein noch umstellen, korrigieren oder ganz löschen kann. Was nicht passen will, muss durchgestrichen werden – und bleibt damit gut sichtbar für die Adressatin.

Sie ist auch die alleinige Empfängerin meiner Zeilen: Keine Kopie unter „Sent“ im E-Mail-Postfach und kein Chatverlauf zum Nachlesen. Sobald ich den Umschlag schließe, ist das Geschriebene für mich nicht mehr zugänglich. Ich vertraue es der Freundin an, und ihr allein. Was sie damit tut, ob sie antworten mag, und wann – das ist ihre Sache. Ich warte nicht auf die beiden blauen Häkchen im Chatverlauf oder eine AW:-Mail. Es wird kein Hin- und Her von Nachrichten geben, bis endlich ein freundliches Emoji zum Abschied winken darf. Das hat was!

Und falls sie auf meinen Brief antworten will, dann gerne ganz langsam. Mein Briefkasten ist geduldig.