„Die Welt danach wird eine andere sein,“ so der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gestern in seiner Fernsehansprache. Damit meinte er natürlich die Corona-Krise, aber dieser Satz passt auch gut zum Osterfest. Die Welt nach jenem ersten Ostermorgen war eine völlig andere für die Männer und Frauen, die ihr Vertrauen auf Jesus von Nazareth gesetzt haben. All ihre Träume, Hoffnungen und Wünsche hatten sie mit ihm begraben; und nun war auf einmal der Himmel wieder offen. Mit der Auferstehung feiern wir auch heute noch das Leben mitten im Tod, den Neubeginn da, wo alles zu Ende schien, die Zuversicht nach der Erfahrung des totalen Scheiterns, die ungeheuerliche Veränderung.
„Die Welt nach Corona wird eine andere sein“, sagt Steinmeier und da stimme ich unumwunden zu. Anders wird sie auf jeden Fall, wie die veränderte Welt konkret aussehen könnte, bleibt offen. Er fügt lediglich hinzu: „Wir alle haben das in der Hand.“ Und da könnte das Problem liegen. Es gibt halt nicht nur die eine Hand, sondern sehr viele. Und ich vermute, dass es sehr unterschiedliche Ideen und Meinungen darüber gibt, wie eine andere Welt aussehen soll.
Für mich zum Beispiel ist eine Welt ohne Fußballbundesliga durchaus denkbar; auch SportUtilityVehicles bräuchte ich in der veränderten Welt gar nicht. Einwegklamotten zum Schleuderpreis gäbe es auch nicht mehr. Verreisen würden wir seltener und Convenience Food würde nach und nach aus der Kühltheke verschwinden. Immobilienspekulanten wären arbeitslos, weil es genug Wohnraum für alle gäbe.
Vielleicht wären wir schlechter frisiert und die Haare ehrlich grau. Die Garderobe würden wir nicht jede Saison wechseln, und die Kinder nicht zum Vokabel-Lernen drängen. Die pflegeleichten Steingärten würden sich in wilde Vorgärten verwandeln und Menschen hätten Zeit, darin auf einer Bank zu sitzen. Wir würden ganz viel Staunen – über die Welt, die Käfer und Vögel, unsere Nachbarn und Freunde – und über uns selbst.
Tja, wenn ich es „in der Hand“ hätte… Ziemlich viele Konjunktive sind das geworden, und dabei hätte ich noch viele weitere Zukunftsvisionen.
Aber vielleicht muss ich gar nicht warten, bis die Welt von meinen Ideen überzeugt ist. Vielleicht bietet mir die Kombination von Ostern und Corona genau die Aufbruchstimmung, die nötig ist.
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Mahatma Gandhi
Selten hat dieses Wort besser gepasst als an diesem Osterfest.