Auch wenn ich mir ganz gerne mal einen Actionfilm anschaue, die „Lethal Weapon“-Reihe aus den Achzigern („Tödliche Waffe“) gehört nicht dazu. Trotzdem hat sich mir der Titel eingeprägt, weil ich das Wort „lethal“ bis dato nicht kannte und nachgeschlagen habe. Und ausgerechnet diese zwei Worte kamen mir beim Mittagsspaziergang in den Sinn.
Ich war wie so oft in den letzten Tagen auf dem gut genutzten Geh- und Radweg entlang der Bahnlinie unterwegs, und hab viele Menschen gesehen. Allein, zu zweit, mit Kindern – ganz vorschriftsmäßig. Aber ich war nicht mehr so offen und zugewandt wie noch vor einer Woche. Und vielleicht bilde ich es mir nur ein – aber es fühlte sich nach deutlich mehr Distanz an, als die zwei Meter Abstand.
Die Diskussion um das Tragen von Masken und die klare Botschaft, dass ich damit in erster Linie die anderen schützen könnte, wirft ein neues Licht auf das, was „schützen“ bedeutet.
Natürlich wollen wir einander und vor allem die Verwundbarsten unter uns schützen. Das ist ein zutiefst menschlicher Reflex: Wir tun alles, um Unglück von denen abzuwehren, die uns lieb sind und versuchen, Not zu lindern, wo es möglich ist.
Corona bringt uns in dieser Hinsicht in eine absurde Situation. Wenn ich die Hinweise und Erkenntnisse ernst nehme, liegt es auf der Hand: Die größte Gefahr für meinen Mitmenschen bin ich. Denn ich könnte – völlig ahnungs- und absichtslos – den möglicherweise todbringenden Virus übertragen. Das, vor dem ich den anderen schützen soll, bin ich selbst! Die ‚Lethal Weapon‘ – das wäre dann ich!!! Umgeben von unzähligen weiteren ‚Lethal Weapons‘ 😱
Ich gebe zu – ein schräges Bild. Aber immerhin sind wir soweit, dass Kinder ihre alten Eltern nicht mehr besuchen, Enkel nicht mehr bei den Großeltern spielen, kranke Angehörige in der Klinik allein bleiben, Sterbenden keiner mehr die Hand hält. Senioren bekommen eine spezielle Zeit zum Einkaufen zugewiesen – alles nur zu ihrem Schutz. Wir sind plötzlich alle zu Gefährdern geworden!
Könnte es sein, dass wir hier über das Ziel hinausschießen… ?